Fahrgastbeiräte aus ganz Deutschland zu Gast im Ostalbkreis –
Ostalb-Beirat präsentiert Mobilitätshelfer-Idee und Bushaltestellen-Gymnastik

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Bereits zum 9. Mal fand am 13. und 14. September das bundesweite Treffen der Fahrgastbeiräte statt. Nachdem die Treffen acht Mal in Großstädten stattfanden, richtete der Fahrgastbeirat von OstalbMobil um die Vorsitzende Ingrid Gottstein das erste Treffen im ländlichen Raum aus. Die Veranstaltung stand unter der Leitfrage „Wie steigern wir die Attraktivität des ÖPNVs im ländlichen Raum?“.

In den Fahrgastbeiräten engagieren sich Ehrenamtliche, die jeweils in ihrer Region den Bus- und Bahnverkehr verbessern möchten und als Ansprechpersonen die Anliegen der Fahrgäste an den Verkehrsverbund vermitteln. Landrat Dr. Joachim Bläse und der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann konnten 62 Fahrgastbeiräte und -rätinnen, darunter 37 aus anderen Bundesländern, im Ostalbkreis begrüßen.

Verkehrsminister Winfried Hermann sprach in einem Impulsvortrag zum Thema „Wie erreichen wir in Baden-Württemberg das Ziel, die Fahrgastzahlen im ÖPNV bis 2030 zu verdoppeln?“ Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bleibt der ÖPNV im ländlichen Raum auf der Strecke?“ mit Minister Hermann, dem Landrat, Ulrich Rau (OVA), Fabian Amini (Arverio, ehemals GoAhead) und Sigrid Waibel (Landes-Fahrgastbeirat) schloss sich an. Die Moderation übernahm Gabriele Ceferino.

Der Leiter des Geschäftsbereichs Nachhaltige Mobilität im Landratsamt, Ingo-Benedikt Gehlhaus, der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds OstalbMobil, Arne Behrens, und Fabian Amini vom Bahnbetreiber Arverio (ehemals GoAhead) sprachen ehrlich die Probleme des ÖPNV an, gaben in ihren Referaten aber auch Impulse zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV. Zudem berichtete der Reutlinger Behindertenbeauftragte Michael Embery über die Orientierungshilfen für den Reutlinger Nahverkehr für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, Sprachunkundige und Analphabeten und das Projekt „Mobilitätsbegleitung“. Der Unterschneidheimer Bürgermeister Johannes Joas informierte über die positiven Erfahrungen mit Fahrradständern an den Bushaltestellen. Danach sprach Matthias Lieb, Qualitätsanwalt für die Fahrgäste, über die Erkenntnisse und Ergebnisse seiner einjährigen Tätigkeit.

Der Fahrgastbeirat OstalbMobil blickte auf seine 10-jährige Tätigkeit zurück und stellte seine geplanten Projekte „Schüler zu Mobilitätshelfer in Bussen ausbilden“ und „Bushaltestellen-Gymnastik“ vor. Für beide Projekte werden noch Sponsoren gesucht.

Schüler zu Mobilitätshelfer in Bussen ausbilden
Das Projekt plant der Fahrgastbeirat OstalbMobil zusammen mit dem Verein „Behinderte helfen Nichtbehinderten“. Schülerinnen und Schüler, die mit dem Bus zur Schule fahren, sollen durch persönliche Erfahrungen mit Rollstuhl, Rollator, verschiedenen Seheinschränkungen und altersbedingten Einschränkungen zu Empathie und Hilfsbereitschaft befähigt werden. Dadurch kann ein entspanntes Miteinander im ÖPNV erreicht werden und eine gewisse Entlastung der Busfahrer. Das Projekt ist auf drei Jahre ausgerichtet, in dieser Zeit könnten pro Schuljahr acht Klassen mit je ca. 30 Schülern ausgebildet werden, also insgesamt etwa 720 Schülerinnen und Schüler. Ihre Hilfeleistung im Bus wird von den anderen Mitfahrenden gesehen, so die Idee, und gäbe den anderen Fahrgästen ein Beispiel. Sie dienen so auch als Multiplikatoren. „Die Realisierung hängt aber davon ab, ob genug Spenden für das Projekt gewonnen werden können“, betont Ingrid Gottstein.

Bushaltestellen-Gymnastik
Wartezeit an der Bushaltestelle ist gekennzeichnet von Langeweile und macht die ÖPNV-Nutzung unattraktiv, so der Gedanke des Ostalb-Fahrgastbeirats. Diese Überlegung führte zu der Idee, dass die Fahrgäste die Wartezeit für die eigene Gesundheit nutzen könnten und so einen persönlichen Gewinn daraus ziehen. In der Stadt Aalen gibt es 166 Bushaltestellen mit Wartehäuschen. Anhand eines Plakats mit entsprechenden Übungen an den Wartehäuschen könnten die wartenden Fahrgäste die unauffälligen Gymnastikübungen im Sitzen und Stehen durchführen. Diese positive Erfahrung könnten aus Sicht des Fahrgastbeirats dazu führen, dass der ÖPNV attraktiver wird. Zudem können diese Übungen in jeder Wartesituation, sei es im Wartezimmer beim Arzt oder in der Schlange an der Supermarktkasse gemacht werden.

Kooperationspartner für die Haltestellen-Gymnastik ist die AOK – Gesundheitskasse Ostwürttemberg, die das Projekt mit dem Entwurf der Plakate unterstützt. Gewünscht war vom Fahrgastbeirat und der AOK auch eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation. Gemeinsam mit Prof. Ulrich Holzbaur, inzwischen im Ruhestand aber weiter in der Lokalen Agenda 21 aktiv, bereitete Parisa Javadi Marand von der Hochschule Aalen das Projekt vor, damit die Studierenden im Oktober und März ihre Befragungen der Fahrgäste durchführen können. Projekte des Transfers für die Gesellschaft haben im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen eine lange Tradition. Im Projekt sind neben dem Fahrgastbeirat, der AOK und der Hochschule auch die Stadt Aalen und der Ostalbkreis beteiligt. Über den Projektteil der Hochschule Aalen, die Relation zu Qualitätsmanagement und nachhaltiger Entwicklung und das geplante Vorgehen informierte Prof. Holzbaur die Gäste. Abschließend präsentierte Martin Kerler, stellvertretender Geschäftsführer der AOK, den Präventions-Charakter der Haltestellen-Gymnastik, und dann durften alle Anwesenden die vorgeschlagenen Übungen selbst ausführen, angeleitet von Kathrin Schumann, Leiterin Präventionsleistungen AOK. Kathrin Schumann leitete dann auch den zweiten Teil der Gymnastik an der Haltestelle Stuttgarter Straße, wo alle Projektbeteiligten unter Beobachtung durch den SWR mitmachen durften.

Quelle: Pressemitteilung Landratsamt Ostalbkreis vom 01.10.2024

Weitere Infos zum Fahrgastbeirat im Ostalbkreis finden Sie hier

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